Konzept & Text

Entwicklungsgesellschaft Duisburg

Schönheit kommt bekanntlich von innen. Und so hat auch der Stadtteil Marxloh im Duisburger Norden, der nicht gerade durch hippe Cafés und angesagte Aufenthaltsorte besticht, einen wertvollen Charakter, den es zu entdecken gilt: Der Kontrast zwischen türkischer Kaufmannschaft und Ruhrgebietsoriginalen, Wettbüros und Zechenkneipen, verfallenen Straßenzügen und einer florierender Einkaufsmeile für türkischen Hochzeitsbedarf symbolisieren den Wandel der post-industriellen Ära, einer sich selbst überlassenen Gesellschaft und den Einfallsreichtum von Migranten…

Eine Besonderheit, die von zahlreichen in- und ausländischen Besuchern aus der Kunst- und Kulturszene, Journalisten und Stadtentwicklern seit Jahren erkannt wird. So schmückt nicht umsonst ein Motiv aus Marxloh den Buchtitel des 2013 erschienenen Deutschlandberichts von Tuvia Tenenbom „Allein unter Deutschen“. Diese widersprüchliche Schönheit, den Wert dieses Mikrokosmos, gilt es den Menschen, die mit Scham und Argwohn auf den multikulturellen Stadtteil blicken, immer wieder vor Augen zu führen.

2012 entstand daher die Idee zu einem Stadtteilkalender, einer Fotoausstellung für den prakischen Heimgebrauch.“Kunst zum Anfassen“, die auf niederschwellige Art das Selbstbewusstsein stärkt, das im Stadtteil und bei der Duisburger Stadtgesellschaft fehlt. Zwölf Fotokollagen zeigen die Vielfalt und Besonderheiten Marxlohs. Orte und Menschen, die den Stadtteil ausmachen, so einzigartig und damit so wertvoll: Die Brautmodenmeile, die Moschee, den Rosenpavillon und der Schwelgernpark, um nur einige Beispiele zu nennen. Anstatt das augenscheinlich Bekannte zu zeigen, zielt das visuelle Konzept darauf ab, eine Brücke zu schlagen zwischen Inszenierung und Schnappschuss, künstlerischem Anspruch und „Zielgruppenorientierung“.

Der Kalender bietet den vielen Menschen, die sich für den Stadtteil und seine wirtschaftliche und soziale Entwicklung mit viel Herzblut engagieren, eine Bühne. Er erzählt die Geschichte Marxlohs neu und manifesiert das „Kult“-Potential des Stadtteils.

Dank der finanziellen Unterstützung der Duisburger Entwicklungsgesellschaft konnte der Kalender in einer Auflage von 500 Exemplaren im DIN A3-Format zum Jahreswechsel 2013/2014 produziet werden und schmückt bis heute nicht nur die Küchen der Duisburger und Marxloher, sondern auch der vielen prominenter Besucher wie  Sigmar Gabriel, Feridun Zaimoglu, Tuvia Tenenbom und Guildo Horn.

 

Idee, Konzept und Text: Nina Kradepohl

Fotos: Rainer Kzonsek und Halil Özet